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Fassungslos starrte ich Friedbert an.
Das konnte nur ein Scherz sein, er wollte mich veralbern, da war ich
mir sicher. Es konnte nicht anders sein, ich war ein erwachsener
Mann, er konnte mich nicht einfach einsperren, wie ein ungezogenes
Kind, dem man Stubenarrest verpasst hatte.
„Du machst
wohl Witze“ presste ich irgendwann heraus.
„Denkst du?“ antwortete er mit einem eiskalten Lächeln. „Nein. Nein, ich denke ich mache keine Witze…“
„Denkst du?“ antwortete er mit einem eiskalten Lächeln. „Nein. Nein, ich denke ich mache keine Witze…“
Nach diesem fast gleichgültig
klingenden Kommentar realisierte ich endlich, dass es ihm ernst war.
Wut stieg in mir auf, echte, rasende Wut, wie ich sie seit meiner
Kindheit nicht mehr gespürt habe, als uns damals unser Vater schlug.
„Du hast
kein Recht mich hier festzuhalten!“ Ich griff nach Friederikes
Hand. „Komm, wir fahren nach Hause!“
Friederike riss sich wieder los und
stellte sich hinter ihren Vater. „Nein! Ich bleibe bei Papi!“
Traurig sah ich meine Tochter an. Sie
hatten alle Recht gehabt, Rick, Lara… alle hatten sie Recht. Ich
sollte gehen und Friederike bei Friedbert lassen. Für sie war es zu
spät.
„Gut“
erwiderte ich traurig. „Dann fahre ich alleine.“
„Du gehst nirgends wohin.“
Dunkel und bedrohlich donnerte
Friedberts Stimme hinter mir, ließ mich innerlich erzittern. Doch
ich straffte meine Schultern und sah ihn trotzig an. „Das wirst du
erleben.“
Ich griff nach dem Türknopf, doch die
Tür ließ sich nicht öffnen. Ich drehte und zerrte an dem Knopf,
doch es tat sich wieder nichts. Verdammt, was war das für ein Spiel,
es hatte niemand nach uns abgeschlossen!
Wütend fuhr
ich herum. „Wieso ist die Tür verschlossen? Mach das verdammte
Ding auf!“
Grinsend kam Friedbert auf mich zu.
„Nein. Diese Tür ist grundsätzlich verschlossen. Sie reagiert auf
die Wellenmuster bestimmter Gehirne, meinem und dem von Klaus
natürlich. Auf dich und Friederike reagiert sie nicht. Du bleibst
hier und damit basta!“
Entsetzt starrte ich meinen Ehemann an.
„Du mieses Schwein!“
Wütend
stürzte ich mich auf ihn und wollte ihn dazu zwingen, mich
hinauszulassen. Doch ich hatte keine Chance gegen ihn, er fegte mich
mit einem einzigen Schlag seiner Faust von den Füssen. Verwirrt und
mit dröhnendem Kopf saß ich auf dem Boden. Friedbert packte mich,
zog mich auf die Füße und schleifte mich in den ersten Stock dieses
unheimlichen Gebäudes, in eines der Zimmer und stieß mich hinein.
„Das ist
dein Zimmer und da bleibst du, basta!“
Ich fing mich wieder, drehte auf der
Stelle herum und versuchte aus dem Zimmer zu entkommen, doch
Friedbert schlug schnell die Tür zu und verschloss sie von außen.
Ich hämmerte mit den Fäusten auf das Holz, doch ich hörte ihn nur
seine fieses Gelächter und wie er die Treppe hinunterging, dann war
es still.
Langsam
drehte ich mich herum und sah mich um. Das war nun also mein
persönliches Gefängnis. Ein Raum mit einer Aussicht auf die schier
endlose Wüste, ein Doppelbett, das ich hoffentlich nicht mit
Friedbert teilen musste und einer Kommode; ein eigenes Bad grenzte
auch an.
Fehlte also nur noch die Klappe in der
Tür, wo man mir mein Essen durch schob, dachte ich in einem Anfall
von verzweifeltem Sarkasmus.
Ich starrte
durch das Fenster und versuchte meine Lage zu analysieren. Ich war
gefangen in einem Haus, dessen Türen, und ich vermutete auch
Fenster, sich nicht öffnen ließen, mitten in der Wüste, ohne zu
wissen wo genau ich war, ohne Geld und mit Sicherheit auch ohne Auto,
denn so wie ich Friedbert kannte, hatte er jede Kleinigkeit bedacht.
Seufzend
lies ich mich auf das Bett fallen. Was würde nur Lara denken, wenn
ich mich nicht mehr bei ihr meldete? Sie würde vermutlich sehr sauer
auf mich sein. Ich hoffte nur, dass sie relativ schnell bei Lars
anrief, er würde sich mit Sicherheit auch Gedanken machen, wenn wir
nicht mehr auftauchten. Ob Pascal oder Lars wussten, wo wir hier
waren? Ich hoffte es im Stillen, doch daran glauben konnte ich nicht.
Ich verfiel
ins Grübeln und nach einer Weile bekam ich Hunger. Wieder hämmerte
ich an die Tür, ich wollte hier raus, ich hatte Hunger und ich war
schließlich kein Tier, das man einfach einsperren konnte! Immer
wütender schlug ich auf das Holz ein, bis sie sich plötzlich
öffnete und Friedbert mit wutverzerrtem Gesicht eintrat.
„Zum Donnerwetter, was machst du für
ein Theater!“
„Theater?!“
fuhr ich ihn an. „Du sperrst mich hier ein, wie ein wildes Tier!
Ich habe Hunger, ich bin hier alleine und ich will endlich nach
Hause! Lass mich durch!“
Ich versuchte mich an ihm vorbei
zudrücken, doch er hielt mich zurück. „Lass mich sofort los!!“
Wütend schlug ich auf ihn ein, versuchte mich zu befreien, doch er
lachte nur.
„Du bist süß, wenn du wütend
wirst. Klaus!“
Kurz darauf
erschien Klaus Becker in der Tür. Ich machte mir keine Illusionen,
dass er mir helfen würde, im Gegenteil. Er hatte eine Schale dabei
und nickte Friedbert zu, der mich daraufhin umklammert hielt, so dass
ich mich nicht mehr rühren konnte. Klaus zog eine Spritze auf und
kam auf mich zu.
„Lasst mich sofort los! Bleib mir
damit vom Leib!“ schrie ich, doch ohne Erfolg. Klaus verpasste mir
die komplette Injektion und alsbald fühlte ich meine Glieder schlaff
werden…
Friedbert
ließ mich auf den Boden gleiten und stellte sich neben Klaus, der
mich teilnahmslos beobachtete. „Wie lange wird er schlafen?“
„Die Nacht durch bestimmt“
antwortete Klaus.
„Und wie lange wird es dauern bis das
Gift wirkt?“
Klaus grinste. „Es soll ja keine
Rückstände hinterlassen. Er wird noch ein paar Tage haben, denke
ich. Dann bist du ihn los.“
Friedbert betrachtete mich grinsend,
dann zog er Klaus in seine Arme und küsste ihn.
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