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Niels störte sich nicht am lauten
Summen der neuen „Alten Tante“. Die Zeitmaschine hatte sich total
verändert, seit sie unter Terrys Leitung umgebaut wurde. Sie war nun
leistungsstärker, aber auch komplizierter geworden. Dafür war die
Fehlerquote gesunken. Niels Programmierarbeit hatte einen guten Teil
dazu beigetragen und er wusste in- und auswendig was sie leisten
konnte, und was nicht. Auch deswegen verwarf er all die Bedenken, die
er seinem Vater einst vorgehalten hatte.
Er gab die richtigen Zeitkoordinaten
ein und das Summen der Maschine wurde lauter.
Es war soweit.
Er wollte gerade den Countdown starten
und in die Maschine springen, als unerwartet die Tür aufging und er
Gesellschaft bekam.
Patrick hatte Justin im Schlepp und
grinste.
„Das gerade Du denken würdest ich
wüsste nicht was in meinem Labor vorgeht“ zog er Niels auf. „Ich
sollte wirklich böse mit Dir sein.“
„Bist Du nicht?“ gab Niels
ungläubig zurück, hatte er doch erwartet Patrick würde ihm sofort
die Kündigung unter die Nase halten, wenn er bemerken würde was
sein Angestellter treibt.
Patrick ging um die Steuerkonsole
herum. Er wurde ernst.
„Nein, bin ich nicht. Terry ist mein
bester Techniker und vor Allem mein Freund. Wir haben den Laden hier
hochgezogen. Du hast die beste Steuersoftware geschrieben, die ich je
gesehen habe. Und Justin würde mich köpfen, wenn ich ihm verweigern
würde seinen Freunden beizustehen.“
Er grinste wieder.
„Du siehst, mir bleibt nichts anderes
übrig, als die Reise offiziell als Trainingslauf zu genehmigen.“
Ungläubig sah Niels von einem zum
anderen, dann schloss er seinen Kumpel in die Arme.
„Du willst wirklich mitkommen?“
„Du weißt genau, Zeitreisen dürfen
nur zu zweit unternommen werden. Also versuch es mir erst gar nicht
auszureden.“
Dankbar drückte Niels den Hybriden ein
zweites Mal.
Patrick überprüfte ein letztes Mal
die Einstellungen.
„Macht Euch bereit. Es ist Zeit.“
Patrick deaktivierte das Energiefeld,
das die Maschine schützte und sie betraten die Plattform.
Aufregung machte sich in den Männern
breit. Würde ihr gewagtes Unternehmen gut verlaufen?
Niels ging auf seine Position und
beobachtete wie Patrick seinen Sohn fest umarmte.
„Stellt mir bloß keinen Blödsinn
an, hört ihr“ ermahnte er die Beiden. „Ich will mich nicht in
einer anderen Zukunft wiederfinden und nichts davon wissen.“
„Keine Sorge, Dad“ versicherte
Justin ihm. „Wir wissen was wir tun.“
„Das hoffe ich“ gab Patrick mit
schwankender Stimme zurück und eilte an die Konsole.
Er startete den Countdown und das
Summen wurde zu einem unerträglichen Dröhnen.
Justin und Niels schlossen die Augen,
als die Maschine zu arbeiten begann. Schwindel machte sich in ihnen
breit, als die starken Energien flossen, die sie in eine andere Zeit
katapultieren sollten.
Sie waren nichts mehr als ein Spielball
der Kräfte und Elemente, die sämtliche bekannten Naturgesetze
aushebeln sollten.
Ein letztes, grelles Aufleuchten...
… und die jungen Männer waren
verschwunden.
Alles was Patrick jetzt tun konnte, war
warten.
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Ein paar Jahre früher tauchten unweit
des Kurioshauses zwei junge Männer in merkwürdigen Anzügen auf,
die sich beeilten an den Mauern des Gebäudes Deckung zu suchen.
Familie Kurios bekam zum Glück nichts davon mit. Nachdem es ruhig zu
bleiben schien, kroch der eine vorsichtig zur Tür und spähte durch
das Glas. Der andere blieb an der Ecke zurück zu allen Seiten
sichernd, doch dann siegte die Neugierde.
„Was siehst Du?“ raunte er seinem
Kollegen zu.
„Deinen Bruder mit seinem Mann beim
Fernsehen“ gab Justin leise zurück. „Dann dürfte Dein Vater
wohl auch irgendwo sein, oder denkst Du er schläft schon?“
„Ist noch zu früh, wenn ich mich
nicht irre hat er um diese Zeit immer Krimis gesehen.“
Justin schnaufte, erschien ihm Terrys
späteres Abenteuer spannender als eine Fernsehshow. Aber davon
konnte Niels Vater nichts wissen. Er kroch zurück zu seinem Freund.
„Okay, dann los. Ehe der Krimi zu
Ende ist.“
Sie huschten an der Hausmauer entlang,
bis zu Friedberts und Terrys Schlafzimmer. Niels knackte das Schloss
während es diesmal an Justin war den Aufpasser zu spielen.
'Ein Verbrechen um einem Verbrecher auf
die Spur zu kommen' dachte Niels sarkastisch. Es knackte leise unter
seinen Finger und er atmete tief durch, als er die Tür aufschob.
Wenn nur alles gut ging.
Rasch machten sich die beiden
Zeitreisenden an die Arbeit. Flink huschten Niels Finger über die
Tastatur von Friedberts Computer, während Justin das Zimmer auf die
herkömmliche Weise durchsuchte. Er hatte Mühe alles so zu
hinterlassen, dass nicht auffiel das jemand Unbefugtes hier war. Doch
bei aller Mühe blieb seine Suche ergebnislos.
Niels fand die Aufzeichnungen über
Terrys Schwangerschaft und alle anderen Forschungsergebnisse, die
Pascal nur wenig später in seiner Wut löschen würde. Es würde
Stunden dauern alles zu lesen, also konzentrierte sich Niels auf
Emails und sonstige Dateien. Doch offensichtlich interessierte sich
Friedbert nur für Alienhormone, alles was Niels fand hatte einen
rein wissenschaftlichen Bezug.
Plötzlich erklang das Geräusch von
Flip-Flops auf Fliesen, das rasch näher kam. Niels schaffte es
gerade noch den Computer auszuschalten, dann huschte er hinter die
Kommode. Justin blieb nur der Schreibtisch und er betete zu den
Göttern im Universum, dass wer auch immer das Zimmer betrat, seine
große Gestalt nicht sehen würde.
Es war Terry, der auf der Suche nach
seinem Lieblingsbuch ins Zimmer kam. Er schaltete die Deckenlampe an,
die zum Glück nur spärliches Licht abgab und konzentrierte sich auf
seine Suche nach der begehrten Lektüre. Justin rutschte noch etwas
tiefer und warf Niels einen verzweifelten Blick zu.
Das Buch war schnell gefunden und Terry
verließ den Raum Richtung Wohnzimmer. Niels sah ihm nach. Entgegen
allem was er fühlte, und allem was er gesagt hatte, musste er nun
gegen den Drang ankämpfen einfach aufzuspringen und seinem Vater
hier, in der Vergangenheit, alles zu erzählen.
Er ballte seine Hand zu einer Faust um
sich selbst davon abzuhalten die wichtigste Regel im Zeitreisen zu
brechen – eine Regel an die er selbst seinen Vater erinnert hatte.
Er durfte sich nicht einmischen, er durfte die Vergangenheit nicht
aus einem selbstsüchtigen Grund ändern, ohne die Konsequenzen zu
kennen.
Außerdem würde sein Vater sich wohl
ziemlich wundern, dass sein Sohn, der eigentlich auf dem College sein
sollte, als erwachsener Mann in seinem Zuhause herumgeisterte.
Die Tür des Schlafzimmers fiel zu und
Niels schloss für einen Moment die Augen. Er fühlte Erleichterung
und Bedauern, doch verdrängte Letzteres schnell wieder. Justin kroch
zu ihm und raunte: „ Mann, das war knapp. Lass uns verschwinden,
ehe noch jemand auftaucht, Dein Stiefvater zum Beispiel.“
Niels machte ein Gesicht als hätte man
ihn geteert und gefedert und schlüpfte lautlos durch die Tür nach
draußen. Er huschte zur Rückseite des Hauses, Justin auf seinen
Fersen.
„Wir waren bisher nicht sehr
erfolgreich“ bemerkte der Hybride. „Was nun?“
Niels starrte zu den letzten Häusern
an der Straße nach Nirgendwo. Er deutete zu einem großen
Betonkomplex am Ende des Städtchens.
„In die Höhle des Löwens. Zu
meinem...“ Er presste die Lippen aufeinander.
„Wo Friedbert arbeitet.“
Entschlossen lief Niels den sandigen
Hügel hinunter. Justin holte ihn im Tal ein.
„Bist Du Dir sicher? Ein Privathaus
zu knacken ist ein Ding, aber das hier ist eine
Forschungseinrichtung. Die haben uns in zwei Sekunden.“
Niels sprang über das Geländer des
Außenbereichs und spähte durch die Tür ins Innere der Cafeteria.
„Pascal meinte, die Wachmannschaft
damals interessierte sich eher für die Play-Offs als für die
Sicherheit in dem Gebäude, wir müssen nur die Kameras beachten.“
Ehe Justin sich an die Mauer drücken
konnte um irgendwelchen Objektiven auszuweichen, war Niels schon
durch die Tür. Er folgte ihm rasch, darauf vertrauend das sein
Freund wusste was er tat.
Die Cafeteria war leer. Justin spähte
durch die nächste Tür, die zu den Aufzügen führte, vorbei an der
Wachmannschaft. Er konnte einen der Männer schemenhaft durch eine
weitere Glastür, die zur Empfangshalle führte, erkennen.
„Und wie kommen wir an denen vorbei?“
„Die sind kein Problem. Wir warten
einfach bis sie sich wieder auf das Spiel konzentrieren, das sie auf
ihren Monitoren ansehen...“ Niels tippte auf einem Gerät herum,
das einem Handheld ähnelte. „Wir sollten uns eher Gedanken um die
restlichen Kameras machen, falls sie doch einmal auf die Idee kommen
ihre Arbeit zu tun.“
„Wie ich Dich kenne, arbeitest du
bereist an einer Lösung“ bemerkte Justin trocken und beobachtete
weiter den Wachmann.
„Yep. Ich hacke die Kameras, dann
senden sie das letzte Bild als Loop.“
Offensichtlich war es doch nicht so
schlecht sich in seiner Jugend mehr für Computer und Bücher
interessiert zu haben, als für Mädchen.
Sie schafften es an den Football
begeisterten Wachmännern vorbeizukommen und durchsuchten das Gebäude
nach dem Labor, in dem Pascal und Lars arbeiteten. Es war nicht so
einfach wie sie dachten, Wissenschaftler kannten keine Uhrzeit, wenn
es um ihre Forschungen ging und sie hatten mehr als einmal
Gelegenheit entdeckt zu werden.
Sie fanden endlich den richtigen Raum
und Niels machte sich sofort an die Arbeit. Pascal konnte sich dank
seines hervorragenden Gedächtnisses noch an die Passwörter der
vergangenen Jahre erinnern, also brauchte sein Schwager nicht lange,
bis er Zugriff auf seine Daten hatte, auch auf die der Netzlaufwerke.
Doch viel nutzte es nicht.
Offensichtlich hatten Friedberts Brüder ebenso nur begrenzte
Zugriffsrechte wie jeder andere Wissenschaftler auch und Niels kam
nicht auf die wirklich interessanten Bereiche.
„Vielleicht wenn Du Dich direkt auf
die Server hackst, Du weißt schon, Emails, Telefonverbindungen,
Wireless?“ schlug Justin vor.
Niels seufzte. „Da komme ich von hier
aus nicht hin. Das hier ist nur ein dummes Terminal mit beschränkten
Rechten.“
„Und wenn wir einen Rechner der IT
knacken?“
„Dauert zu lange. Der Techniker hier
macht seinen Job ziemlich gut.“
Justin zuckte die Schultern. „Dann
knacken wir eben Friedberts Computer. Ich wette, er benutzt hier
dasselbe Passwort wie zu Hause.“
Das leuchtete Niels ein und sie
schlichen sich in die oberste Etage, wo die IT und das Büro des
Chefs waren. Kaum traten die beiden jungen Männer aus dem Aufzug,
stoppten sie noch an der Stahltür, die sich leise hinter ihnen
schloss.
Sie blickten direkt in Friedberts Büro,
wo eben dieser eifrig an einem Bericht schrieb. Zum Glück war er so
darin vertieft, dass er nicht mitbekam, was vor seiner Bürotür vor
sich ging.
„Verdammt!“ zischte Niels.
„Hier ist es auch nicht besser“
informierte Justin seinen Freund, als er durch eine Glastür in der
anderen Richtung sah. „Der Techniker ist auch an seinem Platz.“
Die beiden verschwendeten keine Zeit
und fuhren ein Stockwerk tiefer. Sie schlüpften durch eine andere
Glastür ins Dunkel des Raumes um unbemerkt ihre nächsten Schritte
zu planen.
Warme Luft und das Getöse vieler
Lüfter schlug ihnen entgegen, kaum dass sie den Raum betreten
hatten. Sie waren im Rechenzentrum des Labs gelandet.
„Genial“ rief Justin gegen den
Krach an, als er all die blinkenden Lämpchen und Anzeigen der Server
betrachtete. „Kannst Du von hier direkt auf die Maschinen
zugreifen?“
Niels betrachtete sich die Reihen
voller Rechner ebenfalls.
„Ich kanns versuchen!“
Doch ehe Niels zur Tat schreiten
konnte, ging das Licht an. Geblendet von der plötzlichen Helligkeit
drängten sie sich in die Nische zwischen Serverracks und Lüftung,
in der Hoffnung wer auch immer meinte mitten in der Nacht hierher
gehen zu wollen, würde nichts an den letzten Racks zu tun haben.
Justin spähte um die Ecke. Es war der
IT-Techniker, der eine defekte Festplatte austauschen wollte.
Offensichtlich etwas gemütlicher Natur
ließ er sich dabei Zeit, irgendeinen Popsong gegen den Krach der
Maschinen pfeifend.
Endlich war der Mann fertig und verließ
den Raum. Kaum war das Licht verblasst schoben sich die beiden
Zeitreisenden aus ihrem Versteck. Niels versuchte sein Möglichstes
doch noch an brauchbare Informationen zu gelangen, doch Justin bekam
langsam Panik.
„Uns läuft die Zeit davon! Kommst Du
nun an diese blöden Rechner dran, oder nicht?“
„Ich bin dran!“ giftete Niels
zurück. „Ich bin gut, aber kein Zauberer, verdammt noch mal!“
Justin stöhnte, die Zeit bis sie
zurück mussten, im Kopf berechnend.
„Wir müssen die irgendwie von ihren
Plätzen weglocken“ drängte er weiter. „Lös Feueralarm aus,
oder so was!“
Wild flogen die Finger über das
Handheld. Niels tat was er konnte, das wusste Justin. Doch die Zeit
drängte. Er rannte aus dem Serverraum.
„Verdammt, wo gehst Du hin!“ hörte
er Niels im Headset nach ihm rufen.
„Den Feueralarm auslösen“ gab er
zurück, nach einem verlassenen Labor suchend.
„Du willst Feuer legen?!“
„Fällt Dir was Besseres ein?“
Ein Seufzen drang in sein Ohr. „Nein.“
Justin fand was er suchte in einem
Labor im ersten Stock. Er durchwühlte die Kühlung nach etwas leicht
Brennbarem. Er gab eine als gefährlich markierte Substanz in eine
Keramikschale und steckte sie in die Mikrowelle.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich
warten.
Der Feueralarm heulte nur Sekunden
später und rief die Belegschaft auf den Plan.
Friedbert kam in den Raum gestürzt,
die Unachtsamkeit seiner Mitarbeiter aufs Übelste beschimpfend. Der
IT-Techniker ließ sich das Spektakel ebenfalls nicht entgehen. Das
hier war um soviel spannender als das Computerspiel, mit dem er sich
die Nacht versüßte.
Justin beobachtete das Geschehen von
einem anderen Labor aus.
„Die Luft sollte nun rein sein“
informierte er seinen Partner.
„Ich bin schon oben“ gab Niels
zurück. „Ich hoffe er kommt nicht so schnell zurück.“
„Wird er nicht“ kam die Stimme des
Hybriden aus dem Headset. „Der ist viel zu beschäftigt seine Leute
zur Schnecke zu machen.“
Niels grinste, dann durchwühlte er
Friedberts Schreibtisch. Dieser barst von wissenschaftlichen
Schriften, doch nichts davon war für ihr Anliegen von Belang.
Friedbert vergaß seinen Computer
abzusperren, als der Feueralarm ihn aufschreckte, so konnte Niels
ungestört in seinen Aufzeichnungen stöbern. Er kopierte den Inhalt
des Emailpostfaches des vergangenen Jahres auf seinen kleinen
Handheld und noch ein paar Kalenderdaten, dann mahnte ihn Justins
Stimme zur Eile.
Da die gesamte Belegschaft sich immer
noch im ersten Stock aufhielt, fuhr Niels kurzerhand mit dem Aufzug
nach unten und spazierte einfach aus dem Gebäude heraus. Justin
kletterte über einen Balkon zur Straße herunter. Niemand hatte ihr
Kommen und Gehen, noch ihre Anwesenheit bemerkt.
So schnell sie ihre Beine trugen
rannten die beiden Männer zu der Stelle, an der sie sich in diese
Zeit materialisiert hatten. Leise knisternd erwartete sie bereits das
Portal zurück in die Zukunft.
Sie tauschten einen erleichterten Blick
aus und traten in das Energiefeld...
...welches sie von ihrem Abenteuer nach
Hause bringen sollte.
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Freudiger Jubel empfing sie, als sie in
ihre Zeit zurückkehrten.
Patrick hatte es nicht über sich
gebracht Niels Familie abzuweisen, als sie darauf drangen die beiden
Abenteurer zu empfangen. So nutzte er die kleine Verschiebung
zwischen Abreise und Rückkehr, um sie ins Labor zu lassen.
Erleichtert schloss er seinen Sohn in
die Arme, froh dass sie nicht nur wohlbehalten zurück waren, sondern
offensichtlich keinen Schaden im Zeitgefüge angerichtet hatten.
Stella war das gleich. Sie war nur
glücklich ihren Mann wieder zu haben und schlang ihre Arme fest um
ihn. Niels presste ihren Körper an den seinen und versicherte ihr
immer wieder leise, das er in Ordnung sei.
Sanft wischte er eine Freudenträne aus
Stellas Gesicht. Doch trotz all der Freude und Erleichterung, die
alle Anwesenden fühlten, waren sie gespannt zu erfahren, welche
Erkenntnisse Niels und Justin gewonnen hatten.
Während Justin die spannenden Teile
der Reise zum Besten gab, suchte Niels auf seinem Handheld nach den
Informationen, von denen er glaubte, dass sie ihnen weiterhelfen
könnten.
„Friedbert hat seine Emails
verschlüsselt“ gab Pascal zu bedenken. „Wenn Du sie auf einen
anderen Computer portierst, brauchst Du den richtigen Schlüssel und
wenn Du den cracken willst, dauert das ewig.“
„Ich weiß“ erwiderte Niels. „Ich
jage sie durch meinen Decoder, den ich die letzten Tage geschrieben
habe. Währenddessen überprüfen wir die Notizen, die ich mir aus
seinem Kalender gezogen habe.“
„Lasst uns in mein Büro gehen, dann
können die Damen sich setzen“ schlug Patrick vor.
Während Lara, Stella und Niels es sich
bequem machten, tippte Patrick einige Wörter aus den Notizen in eine
Suchmaschine.
„Euer Friedbert ist wohl oft nach
Simgermania gefahren?“
„Nicht das ich wüsste“ gab Pascal
zurück. „Wieso?“
Patrick deutete auf eines der
Schlagwörter.
„Nun der Ort „Kaiserbuckel“ kommt
ziemlich oft in seinem Kalender vor.“
„Kaiserbuckel? Sagt mir nichts“
zuckte Lars mit den Schultern.
Patrick forschte weiter im Netz.
„Es heißt eigentlich „Kaiserstuhl“
gab Pascal bekannt. „Ein ehemaliger Vulkan am Rand des
Schwarzwaldes in Simgermania. Heute ein sehr gutes Weinanbaugebiet.
Ich wüsste nur nicht was Friedbert da gewollt haben könnte, er
interessiert sich weder für Wein, noch denke ich dass er diesen Berg
überhaupt kennt.“
Lars seufzte.
„Dann müssen wir wohl Simterpol
einschalten, in Simeropa hat unsere Polizei... Mum!“
Lara war aufgesprungen und krümmte
sich vor Schmerz.
„Oh Himmel, nicht, es ist noch zu
früh!“
Lars eilte seiner Mutter zu Hilfe, die
sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Patrick wählte mit
fliegenden Fingern die Nummer des Notarztes.
Sacht drückte Lars seiner Mutter die
Hand, ihr versichernd das sie nicht alleine durch das alles gehen
müsste.
„Es wird alles gut, Mum. Du musst nur
fest daran glauben.“
„Es ist noch viel zu früh“
wisperte sie. „Ich wollte doch das er dabei ist...“
Lars schluckte den Knoten in seinem
Hals hinter, der ihm die Luft abzuschnüren drohte.
„Wir finden ihn“ gab er ebenso
leise zurück. „Und dann wird er sich nur noch um Dich und das Baby
kümmern, das weiß ich.“
Die Ambulanz traf kurz darauf ein und
die Sanitäter brachten Lara vorsichtig zum Wagen, der sie ins
Strangetown Hospital bringen sollte. Doktor Einsam machte bereits
alles fertig was nötig war um Laras und Terrys Baby gesund auf die
Welt zu bringen.
Schnell fuhr der Wagen davon. Hilflose
Stille breitete sich aus, bis Niels seinem Frust Luft machen musste.
Er wusste sich seiner Angst und Sorge um seine Eltern nicht anders
habhaft zu werden.
„Verdammt! Da riskiert man Kopf und
Kragen, hofft endlich weiter zu kommen und dann kommt der nächste
Schlag! Mum ist schon so alt! Was wenn sie das nicht übersteht! Was
wenn wir Dad nicht finden! Was wenn wir versagt haben, nach all der
Anstrengung!“
Stella musterte ihren Mann stumm. Sie
kannte seine Ängste, die aus seiner Kindheit stammten. Sie wusste,
Niels war ein Kämpfer und würde immer versuchen sich über diese
Ängste zu stellen. Doch wusste sie auch, dass ihr Mann Halt
brauchte.
„Ab nach Hause. Du brauchst eine
Dusche, etwas zu Essen und Ruhe. Und dann kümmern wir uns um Deine
Mutter.“
Und während sie Niels zu ihrem Auto
schob, machten Lars und Pascal sich auf den Weg zum Hospital.
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